Johannes Brahms
Streichquartett B-Dur
op.67
Benjamin Britten
String Quartet No. 1
op.25
Interpret: Schumann Quartett München
Verlag/Label: Townbeat Classics
Rubrik: CDs
erschienen in: das Orchester 4/2016
Der Pazifist Benjamin Britten, der Europa 1939 demonstrativ in Richtung USA verlassen hatte, kehrte 1942 nach England zurück, mitten hinein in den Krieg. Und er schrieb ein Streichquartett: Es beginnt mit einem fernen Abschieds-Adagio, das in ein wild aufgeheiztes Allegro mündet, das mehrfach in sich zusammensackt. Auch das Scherzo dieses Quartetts Nr.1 op.25, ein "Allegretto con slancio" (mit Leidenschaft), wirkt aufgekratzt und unruhig, der folgende langsame Satz dagegen erschöpft, ermattet, zu Tode betrübt, fast ein Requiem.
Es fällt schwer, hier nicht die Umstände des Krieges, der zur Zeit der Komposition alle beherrschte, reflektiert zu sehen. Die Analyse von Sonatensatzform und Tonartencharakter allein kommt jedenfalls kaum auf den Kern des Werks, das im Finale geradezu trotzig jubelnd aufbegehrt und Widerstand leistet gegen die fatale Schwermut der Zeit………
Das Münchener Schumann Quartett macht dieses Werk mit emotionaler Kraft zu einem Aufschrei mit politischem Impetus. Das Ensemble weiss klangliche Mittel gezielt einzusetzen und kostet sie auch voll aus.
Ist schon die Wahl des Britten-Werks für diese neue CD ein Coup, so ist auch die "Beigabe" von Brahms' drittem Quartett B-Dur op.67 nicht minder gelungen. Der satte Sound der vier Streicher gewinnt dem Stück einen Reiz zwischen Streichorchester-Fülle und solistischer Hervorhebung ab, der im Kopfsatz durchaus angemessen scheint. Barbara Burgdorf, Traudi Pauker (Violinen), Stephan Finkentey (Viola) und Oliver Gösse (Cello) sind als Quartett mehr als vier Solisten, sie präsentieren sich primär als Ensemble…….
Beim süffigen Ensembleklang des Schumann Quartetts bleibt da vor inniger Rührung kaum ein Auge trocken. Das ist einfach superb.
Matthias Roth (Das Orchester 4.16)
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